Laudatio: Frau Koch

 

Diese Woche erreichte mich eine WhatsApp Nachricht von Schwester Margred Liethen, die vielen Erkrathern denke ich bekannt ist. Sie lebt zur Zeit im Mutterhaus des Ordens in Ontario,  Kanada – Die Nachricht lautete in Kurzform – In den nächsten Monaten bin ich schlecht erreichbar, wir sind mit einigen spanisch sprechenden Schwestern unterwegs nach Texas zur Mexikanischen Grenze um den dort gestrandeten Flüchtlingen zu helfen !

 

Warum erzähle ich ihnen das heute – nun weil Schwester Margred in diesem Jahr 90 Jahre alt wird und es mich immer wieder fasziniert hat, daß es gerade in dieser Generation Menschen gibt, die das Ende des 2. Weltkrieges vor rund 75 Jahren miterlebt - die das Elend der vertriebenen und flüchtenden Menschen gespürt haben – und – und das ist wohl das wichtigste - denen es ein tiefes, inneres Bedürfnis ist Menschen in einer Notlage zu helfen.

Auch in Erkrath gibt es solche Menschen und genau einen solchen haben wir heute zu Gast – begrüßen wir nochmals Frau Erika Koch aus Hochdahl die, ich glaube das sagen zu dürfen, im Oktober 1933 geboren ist und mit inzwischen 86 Jahren genau zu dieser Generation gehört !

Frau Koch lebte mit Ihrem Mann Gerhard und ihren 5 Kindern in Hochdahl als sie Anfang der 80er Jahre über die Kirchengemeinde Kontakt zu einem kleinen chinesischen Jungen bekam, dem als Boat-People die Flucht aus Vietnam über das Meer gelungen war.

Zur Erinnerung, denn Geschichte wiederholt sich – Nach dem Ende des Vietnamkrieges 1975 kam es Repressalien des Siegers in deren Folge rund 1,6 Millionen Menschen die Flucht über das Südchinesische Meer versuchten – seriöse Quellen sprechen von etwa 250.000 Menschen, die auf der Flucht ertrunken sind – die aktuelle Situation im Mittelmeer drängt sich auf.

Viele Länder haben damals Flüchtlinge aufgenommen, die USA und Frankreich nahmen wegen ihrer Beteiligung am Vietnamkrieg die meisten Menschen auf - ja und auch Deutschland erklärte sich bereit einige tausend Flüchtlinge zu übernehmen.

Und das führt uns zurück zu Frau Koch – denn sie kümmerte sich fortan um den Jungen, dem zusammen mit seinem Vater die Flucht gelungen war.

Das war ein Anfang, denn über die Flüchtlingsunterkunft, in der der Junge wohnte, kam es dann schnell zu weiteren Kontakten mit den dort wohnenden Menschen.

 

Viele der hier angekommenen waren beispielsweise sprachlich überhaupt nicht in der Lage die komplizierten Schreiben und Vorgänge unserer Behörden zu verstehen (das fällt uns ja schon oft schwer)

Frau Koch stellte sich zur Verfügung und erkannte schnell das Flüchtlinge nicht nur ein Dach über dem Kopf brauchen, sondern ganz vielfältiger Hilfe bedürfen, von Kleidung bis Arztbesuch, von Einkauf bis Hausaufgabenbetreuung, von Behördengängen zum Sprachunterricht – all das ist für viele der Flüchtlinge kein alltägliches Ding – hier brauchten sie Unterstützung - ein umfassender Bogen, den es zu schlagen galt.

Heute mögen viele Dinge anders und hoffentlich auch besser organisiert sein – aber in den 80er Jahren war das - ich will mal sagen „Neuland“ viele Behörden taten sich schwer und der Begriff Integration war irgendwie noch ein Fremdwort.

1986 kam es dann zu einem Zusammenschluß von Gleichgesinnten - von Erkrather Bürgern die sich in der Erkrather Flüchtlingshilfe ehrenamtlich zusammenschlossen und auch hier war Frau Koch mit Initiative dabei und ist es auch heute noch.

Für die 2015 über Deutschland hereinströmende 2. Flüchtlingswelle aus Syrien war man dann besser gerüstet aber die Menge, der damals im Bürgerhaus untergebrachten Menschen, ergab noch deutlich andere Herausforderungen – und Frau Koch war auch hier aktiv und half bei der Betreuung.

Meine Damen und Herren – mehrere Hundert Flüchtlingsfamilien hat Frau Koch in den letzten Jahren betreut und Sie macht das heute noch !

Ein solch langjähriger Einsatz und ich sag das noch einmal mit größtem Respekt, in einem solchen Alter verdient unser aller Hochachtung.

Was du dem geringsten meiner Brüder hast getan - das hast du mir getan!

Im Sinne dieses Bibelzitates möchte Ihnen daher die St. Sebastianus Bruderschaft, als älteste Vereinigung in diesem Ort, in Anerkennung Ihrer Leistungen heute den Sebastianus Ehrenteller überreichen.